Wenn Deutsche nur Deutschen helfen wollen…

Rund 50 Fachleute aus der niedersächsischen Wohnungslosenhilfe waren zu einem Fachtag über Rechtspopulismus gekommen. Bild. Caritas/Roland Knillmann

Gemeinsamer Fachtag von Caritas und Diakonie in Oldenburg befasst sich mit rechtspopulistischer „Wohltätigkeit“.

Sie kommen unscheinbar daher, wollen vermeintlich selbstlos helfen, bringen Schlafsäcke für Obdachlose und Weihnachtsgeschenke für bedürftige Kinder – und betonen dann, dass diese Hilfe für „Landsleute“, „Volksangehörige“ oder einfach Deutsche sei. Was wie Wohltätigkeit und Nächstenliebe aussieht, entpuppt sich als menschenverachtende und spaltende Aktion von rechtspopulistischen Akteuren.

Vermeintliche Helfer instrumentalisieren Hilfsbedürftige

Gerade die Wohnungslosenhilfe von Diakonie und Caritas hat in den letzten Jahren immer wieder diese Erfahrung gemacht. „Unsere Einrichtungen werden regelmäßig, gerade im Winter, von vermeintlichen Helfern aufgesucht, die die Wohnungslosen politisch instrumentalisieren wollen“, betont Ulrich Friedrichs, Geschäftsführer der Zentralen Beratungsstelle Niedersachsen (ZBS), die die Wohnungslosenhilfe in der Region Weser-Ems koordiniert. „Für die Mitarbeiter ist es oft nicht einfach zu erkennen, ob jemand wirklich helfen will oder ob er Hilfeangebote missbraucht, um rechtspopulistisch zu agieren“, stellt Friedrichs fest. Aus diesem Grund hat die ZBS zum Fachtag „Rechtspopulismus und rechte Strömungen“ eingeladen. „Wir wollen damit Einrichtungsträgern, Mitarbeitenden und interessierten Fachleuten die Möglichkeit bieten, sich zu informieren und über Handlungsmöglichkeiten ins Gespräch zu kommen,“ erläutert Ulrich Friedrichs.

„Turnschuhe statt Springerstiefel“

Kevin Mennenga (Koordinierungsstelle gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit) informierte über die Vielfalt der rechten Szene. Bild: Roland Knillmann / Caritas

Kevin Mennenga von der Koordinierungsstelle gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit verschaffte den circa 50 Teilnehmern zunächst einen Überblick über die rechte Szene in Deutschland. Springerstiefel, Bomberjacke und Glatze sind nicht mehr di untrüglichen Erkennungsmale rechtsextremer Gesinnung. Mennenga unterstrich: „Der Slogan heißt neuerdings ‚Turnschuhe statt Springerstiefel‘. Die rechte Szene übernimmt viele Symbole der linken Szene.“ Insgesamt sei die Szene sehr heterogen. Und: „Das Internet ist ein Katalysator für Extremismus.“

Verbreitung von Ideologie ist das Ziel

In einem zweiten Vortrag ging Achim Bröhenhorst. Landespräventionsrat Niedersachsen, auf die scheinbar soziale Gesinnung rechtsextremer Bewegungen ein. Vordergründig karitative Aktionen werden genutzt, um Akzeptanz und Aufmerksam in der Bevölkerung zu bekommen. Bröhenhorst stellte dazu allerdings klar. „Es geht nicht darum, den Menschen zu helfen, sondern es geht um die Verbreitung von Ideologie.“

In einem dritten Block wurde über rechten Hass im Internet und Möglichkeiten der Prävention von sogenannter Hate Speech, also hetzenden Beiträgen, gesprochen. Jan Krieger (Mobile Beratung Niedersachsen gegen Rechtsextremismus für Demokratie) gab Hinweise, wie man Falschmeldungen oder Fake News erkennt. Anhand von Fallbeispielen erläuterte der Referent, welche Ansatzmöglichkeiten der Prävention es gibt.