Am 5. Mai 2025 fand im Annastift Hannover die Auftaktveranstaltung zum Modellprojekt „Wohnraumakquise in den Hilfen nach §§ 67 ff. SGB XII“ statt. Die von der Zentralen Beratungsstelle Niedersachsen organisierte Fachtagung stand unter dem Titel „Kein Zugang zu Wohnraum!? Wie Zugänge eröffnet werden“ und wurde von rund 100 Expert:innen u.a. von Teilnehmenden in eigener Sache sowie Verantwortlichen und Mitarbeitenden aus der sozialen Arbeit, Verwaltung, Wissenschaft und Wohnungswirtschaft besucht.
Ziel der Veranstaltung war es, das neue, vom Land Niedersachsen geförderte Modellprojekt mit vier Projektstandorten vorzustellen und die Herausforderungen sowie Handlungsperspektiven im Bereich Zugang zu und Versorgung mit adäquatem Wohnraum für Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten zu beleuchten.
Im ersten Teil der Veranstaltung ordnete Dr. Christine Arbogast, Staatssekretärin im Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung, das Modellprojekt politisch ein und erläuterte dessen Zielsetzung. Dr. Nora Sellner von der TH Nürnberg gab in ihrem Beitrag Einblicke in die Nutzung städtischer Räume durch obdachlose Menschen und betonte die Planmäßigkeit und Zielgerichtetheit ihres Handelns trotz prekärer Lebensumstände.
Im weiteren Verlauf präsentierten sich die vier Modellstandorte mit ihren Ansätzen zur Wohnraumakquise. Ergänzend dazu berichtete Anna Ostrouchow (Vonovia, Regionalbereich Hannover) aus wohnungswirtschaftlicher Perspektive über die Motivation und Praxis, Wohnraum an Menschen in schwierigen Lebenslagen zu vermieten.
Ein weiterer Schwerpunkt lag auf den Barrieren und Formen der Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt. Arnd Liesendahl – Experte in eigener Sache – stellte Ergebnisse der partizipativen Studie „Zugang verweigert“ (Hochschule Düsseldorf) vor, die Diskriminierungserfahrungen wohnungsloser Menschen systematisch erfasst und ausgewertet hat.
Impulse zur Förderung gemeinwohlorientierten Wohnraums lieferten Katharina Enders der RegioKontext GmbH mit dem Konzept der „Gemeinwohlwohnungen“ sowie Jan Kuhnert (KUB GmbH) mit einem Umsetzungsansatz zur neuen Wohngemeinnützigkeit.
Praktische Beispiele aus der Arbeit vor Ort ergänzten das Programm. Mike Wacker vom Diakonieverband Göttingen-Münden stellte Ergebnisse einer lokalen Studie zur Wohnraumvermittlung vor und präsentierte bewegende O-Töne von ehemals wohnungslosen Menschen. Ergänzt wurde dies durch die Perspektiven einer privaten Vermieterin und einer großen Immobiliengesellschaft und deren positiven Erfahrungen bei Vermietungen im Kontext des Personenkreis nach § 67 SGB XII, die dabei durch Sozialarbeit unterstützt werden.
Die Auftaktveranstaltung zeigte, dass es trotz struktureller Hürden und wohnungspolitischer Engpässe Wege gibt, den Zugang zu Wohnraum für benachteiligte Personengruppen zu eröffnen und zu verbessern – und dass dies im Zusammenspiel von Politik, Sozialarbeit, Forschung und Wohnungswirtschaft gelingen kann.
