Die Zahl der wohnungslosen Menschen unter 27 Jahren in Westniedersachsen wächst. Das geht aus einer Stichtagserhebung der Regionalvertretungen Oldenburg und Osnabrück der Zentralen Beratungsstelle (ZBS) Niedersachsen hervor. Am 31. Oktober 2016 nahmen demnach 336 junge Menschen die Angebote der Wohnungslosenhilfe zwischen Osnabrück und Küste in Anspruch. „Damit war jeder dritte Hilfesuchende an diesem Tag unter 27 Jahre alt“, sagen Christian Jäger und Mark Brockmann von der ZBS Niedersachsen. Im Vergleich zum Vorjahr bedeute dies einen Anstieg um 48 Prozent. „Dass immer mehr junge Menschen in die Wohnungslosigkeit rutschen, ist ein Skandal“, betont Jäger. „Wir sind erschrocken über diese Entwicklung.“

Zahl der Betroffenen steigt

Insgesamt wurden 2016 bei der Stichtagserhebung deutlich mehr Menschen gezählt als im Vorjahr. 1033 Personen nutzten an diesem Tag die Angebote der Wohnungslosenhilfe ( 2015: 848). Davon waren 860 Menschen aktuell wohnungslos, 173 Personen waren von Wohnungslosigkeit bedroht oder lebten in unzumutbaren Wohnverhältnissen. „Und das ist nur eine Momentaufnahme“, hebt Brockmann hervor. „Die Dunkelziffer dürfte  deutlich höher sein. Viele Menschen nehmen aus Scham gar keine Hilfe in Anspruch und fallen deshalb durchs Raster.“ Gezählt wurde in niedrigschwelligen Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe wie in Übernachtungsstellen der Wohlfahrtspflege, Tagesaufenthalten und Beratungsstellen.

Angespannter Wohnungsmarkt

Für Jäger sind die Ergebnisse der Erhebung ein deutliches Zeichen dafür, wie angespannt die Situation auf dem Wohnungsmarkt ist. „Wohnraum wird zur Mangelware“, sagt er. „Dies gilt erst recht für Menschen mit geringem Einkommen und sozialen Schwierigkeiten. Der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum wächst, nicht nur in den Städten, sondern auch in den ländlichen Regionen im westlichen Niedersachsen.“ Großen Handlungsbedarf sieht Jäger vor allem mit Blick auf die hohe Zahl junger Betroffener: „Wir brauchen viel mehr präventive Angebote und Maßnahmen, um junge Leute aufzufangen, bevor sie wohnungslos werden.“
Der Stichtagserhebung zufolge hat der überwiegende Teil der erfassten Menschen die deutsche Staatsangehörigkeit. Der Anteil der ausländischen Hilfesuchenden liegt bei 22,7 Prozent – Tendenz steigend. Davon waren 45 Prozent EU-Ausländer, 55 Prozent kamen aus einem Nicht-EU-Land. Laut Jäger bedeutet dies keinen flächendeckenden Anstieg ausländischer Betroffener. Vielmehr gebe es einige regionale „Hotspots“.

Zum Hintergrund: Die Zentrale Beratungsstelle (ZBS) Niedersachsen hat im Auftrag des Niedersächsischen Sozialministeriums die Aufgaben der Sozialplanung, Fachberatung und Koordination der Hilfen für Menschen in Wohnungsnot. Die ZBS Niedersachsen besteht aus den Regionalvertretungen Braunschweig, Lüneburg, Hannover, Oldenburg und Osnabrück.

Ansprechpartner: 

  • Christian Jäger, Zentrale Beratungsstelle Niedersachsen, Regionalvertretung Osnabrück, cjaeger@caritas-os.de, Tel. 0541 34978 255
  • Mark Brockmann, Zentrale Beratungsstelle Niedersachsen, Regionalvertretung Oldenburg, mbrockmann@caritas-os.de, Tel. 0441 36181043
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